Lavendel ist mehr als nur eine hübsche Pflanze
Wohl jeder von uns hat bestimmte Erinnerungen an Lavendel: Ob es die üppigen Lavendelfelder in der Provence sind, die kleinen Duftkissen in Omas Kleiderschrank oder die tollen Potpourris aus den Inneneinrichtungsgeschäften: Lavendel ist Kult – und tut auch noch viel Gutes!
Lavendel ist eine vielseitige Pflanze, die nicht nur wunderschön anzusehen ist, sondern auch viele positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben kann. Ob als Duftpflanze im Garten, als ätherisches Öl in der Aromatherapie oder als Heilkraut in der Naturheilkunde – Lavendel ist eine echte Bereicherung.
Lavendel als Duftpflanze
Lavendel ist aufgrund seines intensiven und beruhigenden Duftes beliebt. Die violettfarbenen Blütenstände verströmen einen angenehmen Duft, der Bienen, Schmetterlinge und andere Bestäuber anzieht. Der Duft von Lavendel hat eine beruhigende und entspannende Wirkung und wird häufig in der Aromatherapie verwendet, um Stress und Angstzustände zu lindern. Lavendelblüten werden auch zur Herstellung von Potpourris, Duftsäckchen, ätherischen Ölen und Parfüms verwendet.
Lavendel als Heilkraut
Dem Echten Lavendel (Lavanttal angustifolia) schreibt man ganz viele tolle Wirkungen dazu: So ist er z. B. antiseptisch, beruhigend, krampflösend, regt die Durchblutung an und hilft gegen Jetlag. Eingesetzt werden kann er gegen Vieles – zum Beispiel gegen Insektenstiche, Nervosität, Migräne, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Hautreizungen und und und … nicht umsonst ist er zur Heilpflanze des Jahres 2008 gekürt worden und gilt damit als eine der wichtigsten Pflanzen der Naturheilkunde.
Lavendel hat eine lange Tradition als Heilkraut und wird in der Naturheilkunde für verschiedene Zwecke verwendet. Hier sind einige der gesundheitlichen Vorteile von Lavendel:
- Entspannung und Schlaf: Lavendelöl oder Lavendeltee werden oft zur Förderung von Entspannung und besserem Schlaf eingesetzt. Der Duft von Lavendel kann beruhigend wirken und Stress abbauen. Einige Studien deuten darauf hin, dass Lavendelöl auch bei Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit helfen kann.
- Hautpflege: Lavendelöl hat entzündungshemmende und antimikrobielle Eigenschaften, wodurch es bei der Behandlung von Hautproblemen wie Akne, Hautreizungen und kleinen Wunden unterstützend wirken kann. Es wird auch in natürlichen Hautpflegeprodukten wie Seifen, Lotionen und Salben verwendet.
- Kopfschmerzlinderung: Lavendelöl kann bei der Linderung von Spannungskopfschmerzen und Migräne helfen. Einige Menschen reiben verdünntes Lavendelöl auf die Schläfen oder inhalieren den Duft, um Kopfschmerzen zu lindern.
- Verdauungsunterstützung: Lavendel wird traditionell zur Linderung von Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Magenkrämpfen und Übelkeit eingesetzt. Lavendeltee kann helfen, die Verdauung zu beruhigen und Beschwerden zu lindern.
Es ist wichtig zu beachten, dass Lavendel in der Regel sicher ist, aber bei manchen Menschen allergische Reaktionen auslösen kann. Es ist ratsam, vor der Anwendung von Lavendelprodukten einen Allergietest durchzuführen und bei Bedenken einen Arzt oder einen erfahrenen Kräuterkundler zu konsultieren.
Wo steckt die Wirkung im Lavendel?
Es sind die in den Blüten enthaltenen ätherischen Öle, die für die zahlreichen Wirkungen und Einsatzgebiete verantwortlich sind.
Das Öl wird entweder „frei“, wenn es durch Wärme in Tee oder einem Badezusatz aktiviert wird oder es wird gleich von vornherein aus der Pflanze extrahiert.
Das Verfahren dazu ist komplex, die Qualitäten der Öle höchst unterschiedlich. Es empfiehlt sich daher, immer auf die Bezeichnung „A.O.C.“ (Appellation d’origine contrôlée) zu achten, die als „kontrollierte Herkunftsbezeichnung“ eine hohe Qualität von Produkten aus Frankreich garantiert.
Lavendel in Bad, Bett & Küche
Mit Blüten gefüllte Lavendelkissen oder ein mit Lavendelöl präpariertes Taschentuch beruhigen die Nerven und fördern das Einschlafen. In den Kleiderschrank gelegt, wirkt Lavendel gegen Kleidermotten.
Als Beimischung zu Tees hilft er bei Blähungen. Lavendel-Tinkturen eignen sich sowohl zur äußeren als auch zur inneren Anwendung. Als Öl in Duftlampen schafft Lavendel eine tolle Raum-Atmosphäre, reinigt die Luft und wirkt angenehm und entspannend auf die Sinne.
Als Badezusatz (s. dazu unseren Blog-Artikel), in Cremes oder in Hautölen unterstützt Lavendel Wellness-Behandlungen. Und als Essig hilft er gegen rheumatische Beschwerden und Gicht. Geheimtipp: Bei Bürostress einfach zwischendurch mal die Schläfen mit Lavendelöl einreiben.
Auch in der Küche findet Lavendel immer mehr Verwendung, besonders in Frankreich, Italien oder Spanien. So ist er zum Beispiel Bestandteil der berühmten „Kräuter der Provence“.
Aber Vorsicht: Lavendel hat die Tendenz, alles andere zu übertönen und sollte sparsam und nur bei kräftigen Gerichten (z.B. bei Eintöpfen, Hammelfleisch- und Fischgerichten) eingesetzt werden – oder für den Nachtisch. Etwas ganz besonderes ist Lavendelessig. Er lässt sich super einfach selbst herstellen und gibt leichten Gerichten eine raffinierte Note.
Arten von Lavendel
Es gibt verschiedene Arten von Lavendel, von denen einige häufiger vorkommen als andere. Hier sind einige der bekanntesten Lavendelarten:
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia): Diese Art, auch als Englischer Lavendel oder Schmalblättriger Lavendel bekannt, ist eine der beliebtesten und am häufigsten verwendeten Lavendelarten. Sie zeichnet sich durch ihre duftenden, blau-violetten Blüten und schmalen, graugrünen Blätter aus. Echter Lavendel wird sowohl für dekorative Zwecke als auch für seine medizinischen Eigenschaften geschätzt.
Lavandin (Lavandula x intermedia)
Lavandin ist eine Hybride zwischen Echtem Lavendel und Speiklavendel (Lavandula latifolia). Diese Art hat größere Blütenstände als Echter Lavendel und wird oft in der Parfümindustrie für die Herstellung von ätherischen Ölen verwendet. Lavandin ist auch als Schnittblume beliebt und hat einen intensiveren Duft als Echter Lavendel.
Speiklavendel (Lavandula latifolia)
Der Speiklavendel, auch Breitblättriger Lavendel genannt, hat breitere Blätter als Echter Lavendel und Lavandin. Er hat einen starken Duft und wird häufig für die Herstellung von Parfums und ätherischen Ölen verwendet. Speiklavendel ist weniger frostempfindlich als Echter Lavendel und wird daher oft in Regionen mit kühlerem Klima angebaut.
Französischer Lavendel (Lavandula stoechas)
Diese Art zeichnet sich durch ihre auffälligen, violetten Blüten mit auffälligen „Flügeln“ und einem oberen Blütenstand aus. Französischer Lavendel hat einen intensiven Duft und wird oft als Zierpflanze in Gärten verwendet. Er ist weniger winterhart als Echter Lavendel und benötigt Schutz vor Frost.
Neben diesen Hauptarten gibt es auch viele Lavendel-Hybriden und -Sorten mit unterschiedlichen Farben und Wuchsformen. Jede Lavendelart hat ihre eigenen Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten, aber sie alle teilen die charakteristische Duftnote und den ästhetischen Reiz, der sie zu beliebten Pflanzen in Gärten, Kräutergärten und Landschaften macht.
Achten Sie also in Ihrem Pflanzenfachgeschäft genau darauf, was Sie kaufen! Nur die ätherischen Öle der Wildformen sind auch wirklich nützlich.
Schopflavendel
Geht es Ihnen aber mehr um die Optik, empfehlen wir Schopflavendel, dessen Blüten wie kleine Köpfe angeordnet sind, die besonders üppig und plastisch aussehen und damit jeden Kübel, jeden Balkonkasten und jedes Beet zieren.
Schopflavendel, auch bekannt als Feder-Lavendel oder Prinz-Heinrich-Lavendel (Lavandula stoechas ‚Hidcote‘), ist eine besondere Sorte des französischen Lavendels (Lavandula stoechas). Was Schopflavendel von anderen Lavendelarten unterscheidet, ist sein auffälliger, kugelförmiger Blütenkopf, der von einer Haube aus auffälligen, violetten Hochblättern gekrönt wird.
Diese hoch aufragende Blütenstruktur verleiht dem Schopflavendel einen einzigartigen und dekorativen Charme. Er blüht von Frühling bis Sommer und verbreitet einen angenehmen Duft.
Schopflavendel ist eine beliebte Zierpflanze, die in Gärten und Blumenbeeten eingesetzt wird, um Farbe und Textur zu verleihen. Er bevorzugt einen sonnigen Standort und gut durchlässigen Boden. Obwohl er nicht so winterhart ist wie der Echte Lavendel, kann Schopflavendel in milden Regionen im Freien überwintern.
Lavendel – früher und heute
Begonnen hat alles mit dem Bad. Lavendel kommt aus dem Lateinischen „lavare“, zu gut deutsch: Waschen. Wenn die Römer also schon den Lavendel mit in ihre Bäder genommen haben, dann kann das nur ein gutes Zeichen sein.
Und von den alten Ägyptern weiß man, dass sie Cremes und Salben aus Lavendel hergestellt haben.
Im Mittelalter war es keine Geringere als die bekannte Naturkundlerin Hildegard von Bingen, die Lavendel geliebt hat: Unter anderem empfahl sie den Einsatz gegen Lungenbeschwerden und Läuse.
Wer war Hildegard von Bingen?
Hildegard von Bingen, eine bedeutende deutsche Benediktinerin des Mittelalters, war bekannt für ihr umfangreiches Wissen über Heilpflanzen und ihre Verwendung zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden. Lavendel war eine Pflanze, die in Hildegards Schriften eine besondere Erwähnung fand.
Sie verwendete Lavendel aufgrund seiner beruhigenden und entspannenden Eigenschaften. Sie erkannte den positiven Einfluss des Lavendels auf den Geist und den Körper und empfahl seine Anwendung zur Linderung von Kopfschmerzen, zur Förderung des Schlafs und zur Beruhigung des Nervensystems.
Lavendel wurde von Hildegard von Bingen auch als Mittel zur Reinigung und Desinfektion verwendet. Sie schätzte seine antimikrobiellen Eigenschaften und verwendete Lavendelwasser zur Reinigung von Wunden und zur Desinfektion von Räumen.
Darüber hinaus betrachtete sie Lavendel als eine Pflanze mit spirituellen Eigenschaften. Sie sah in Lavendel eine Verbindung zum Göttlichen und empfahl seine Verwendung zur Förderung von spiritueller Klarheit und innerer Harmonie.
Die Erkenntnisse von Hildegard von Bingen über die Verwendung von Lavendel sind bis heute relevant. Lavendel wird immer noch für seine entspannenden und beruhigenden Eigenschaften geschätzt und findet Anwendung in der Aromatherapie, in der Naturheilkunde und in der Kosmetikindustrie.
Die Beziehung zwischen Hildegard von Bingen und Lavendel zeigt, wie lange diese wunderbare Pflanze bereits für ihre heilenden Eigenschaften geschätzt wird. Lavendel ist ein Symbol für Ruhe, Harmonie und Spiritualität und bleibt ein fester Bestandteil der natürlichen Gesundheits- und Wellnesspraktiken.
In der heutigen Zeit verarbeitet die Kosmetikindustrie massenhaft Lavendel für pflegende Produkte und für Parfums. Die üppigen Lavendelfelder der Provence, die wir für so natürlich und urwüchsig halten, sind in Wirklichkeit sterile Kulturen von Lavedel-Hybriden, dem „Lavandin“ (Lavandula intermedia) – wobei mit steril in diesem Zusammenhang gemeint ist, dass sie diese Pflanzen nicht selbst aussäen können.
Lavendel in unseren heimischen Gärten
Aus Südeuropa kommend, wächst der Lavendel mittlerweile auch hervorragend in unseren wesentlich kühleren und feuchteren Gefilden. Er kann – je nach Sorte – bis zu 1 m hoch werden und hat die Form eines Halbstrauchs – unten wird er holzig, oben krautig.
Die Blätter haben die typische graugrüne Färbung, eine leicht pelzige Oberfläche und sind länglich und schmal. Die Blüten sind meistens violett, aber es gibt auch weißen und rosa Lavendel. Das besondere ist natürlich der Duft: irgendwie gewürzig-kräuterig, holzig, herb, aber auch aromatisch und balsamig-süß. Schwer zu beschreiben, aber wer ihn einmal eingesogen hat, diesen provenzalischen Duft, wird ihn eh nie wieder vergessen.
Lavendel steht gern sonnig und trocken auf kalkhaltigem Boden. Trockenheit verträgt er gut, Staunässe mag er nicht. Praktischerweise ist der Lavendel sogar frostbeständig – nur die Spätfröste im Frühjahr könnten für ihn zum Problem werden.
Zum Schluss noch ein wichtiger Ratschlag:
Bei aller Liebe zu dieser Pflanze macht auch beim Lavendel die Dosis das Gift. Sollten Sie sich mehr für die Heilwirkung und die innere sowie äußere Anwendung von Lavendel bei Krankheiten, Wellness-Anwendungen und Therapien interessieren, empfehlen wir hier immer Experten zu befragen und die Anwendungen nur unter professioneller Begleitung durchzuführen.